In diesem Kapitel möchte ich etwas auf die neuen, seit August 2018 geltenden, ESMA Reglungen eingehen und darauf, was diese Entscheidungen nun für uns Trader konkret bedeuten.
Die ESMA, also die europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde, hat im März 2018 bekannt gegeben den CFD- und Forex-Handel zukünftig stärker zu regulieren. Das hat bei vielen Tradern für schlagartige Hitzewallungen gesorgt. Vor allem Trader mit kleineren Konten befürchten nun, dass sich der Handel mit CFDs und Forex für Sie nicht mehr lohnen könne.
Der Grund dafür ist, dass sich unter anderem die Hebelgrößen geändert haben. Alle Broker die in Europa reguliert werden, dürfen nur noch Hebel mit einer bestimmten Größe anbieten.
Folgende Hebel sind nur noch erlaubt
- Bei den Hauptwährungspaaren im Forexmarkt liegt der Hebel bei 30:1 !
- Alle anderen Währungspaare sowie alle Hauptindizes und Gold dürfen zukünftig nur noch mit einem Hebel von 20:1 angeboten werden.
- Alle Rohstoffe (außer Gold) und alle sekundären Indizes nur noch mit einem Hebel von 10:1 !
- Aktien CFDs nur noch mit einem Hebel von maximal 5:1 !
- Krypto-CFDs sogar nur noch 2:1 !
Die genaue Auflistung können Sie bei Ihrem Broker in Marktinformationstabellen nachlesen.
Doch warum könnten Trader mit kleineren Konten nun ein Problem bekommen? Nun die Antwort ist ganz einfach. Die Größe des Hebels bestimmt die Größe der Margin. Die Margin ist ja, wie Sie in unserer 360-Grad-Trading-Ausbildung lernen, eine Sicherheitshinterlegung beim Broker. Diese bekommen Sie am Ende jedes Trades zurück. Abzüglich der Verluste, zuzüglich der Gewinne.
Nun ist es so, dass wenn der Hebel kleiner wird, die Margin die man benötigt größer wird. Man muss also bei kleinerem Hebel eine größere Sicherheitshinterlegung hinterlegen, um die selbe Portionsgröße handeln zu können.
- Je größer der Hebel ist, desto weniger Margin benötigt man um eine Position eröffnen zu können.
- Je niedriger der Hebel ist, desto mehr Margin benötigt man auf dem Konto.
Da die ESMA die Hebel nun heruntergesetzt hat, steigt also die Margin die Sie benötigen um eine Position zu eröffnen. Was das nun genau in Zahlen ausmacht, das schauen wir uns jetzt mal an.
Die Margin in Zahlen
Am wenigsten Startkapital benötigt man dort wo wir den größten Hebel haben. Und den größten Hebel haben wir wie gesagt in den Hauptwährungspaaren im Forex. Nämlich einen Hebel von 30:1.
Die kleinste Positionsgröße die man im Forexbereich handel kann sind 0,01 Lot oder anders gesagt 1 Microlot.
Dafür müsste man nun 33,33€ an Margin hinterlegen.
Bei den Hauptindizes also z.B. dem DAX kommt es auf den aktuellen Kurs an. Um dort die Margin zu berechnen nimmt man den aktuellen Kurs : 10 und das Ergebnis : durch den Hebel 20.
Steht der DAX also bei 12.000 Punkte benötigt man für 0,1 Lot eine Margin von 60€.
Man sollte also schon mit einem gewissen Grundkapital traden. 100€ machen da sicherlich keinen Sinn, denn die Margin muss ja irgendwie ausgelegt werden.
Negativ Ballance Protection
Eine weitere wie ich finde sehr Positive Änderung ist die sogenannte Negativ Ballance Protection. Das bedeutet im Klartext, dass Trader niemals mehr Geld verlieren können, als Sie eingezahlt haben. Es gibt also keine Nachschusspflicht mehr. Früher war es ja möglich, dass Trader die beispielsweise eine Position über Nacht gehalten haben und von einem Gab überrascht wurden, mit Ihrem Kontostand ins Minus geraten sind, weil Ihr Stoploss nicht greifen konnte. Dann mussten diese Trader Ihrem Broker Geld nachschießen. Das ist nun generell nicht mehr möglich. Sie können im aller schlimmsten Fall nur noch das Geld verlieren das Sie auf Ihrem Trading-Konto haben.
Margin Close Out Regel
Die nächste Änderung die wirklich sehr wichtig ist und die Sie jetzt auf jeden Fall verstehen sollten ist die Margin Close Out Regel. Sie besagt, dass der Broker nun dazu gezwungen ist, Ihre offenen Positionen zu schließen, sobald Ihre gesamte Margin aus allen offenen Trades größer als 50% von Ihrer Kontogröße übersteigt.
Die Margin darf also nicht mehr größer als 50% Ihrer gesamten Kontogröße sein und zwar die Margin aller Ihrer offenen Positionen zusammen gerechnet.
Sobald die Margin größer als 50% ihrer gesamten Kontogröße beträgt, ist der Broker dazu verpflichtet, eine oder mehrere Verlustpositionen zu schließen, bis die Margin wieder unter 50% Ihrer Kontogröße sinkt. Dabei muss der Broker mit der verlustreichsten Position beginnen.
Kleinstkonten machen keinen Sinn mehr
Sie können sich jetzt vielleicht schon denken, dass es auch aus diesem Grund keinen Sinn macht mit einem zu kleinen Konto zu handeln. Denn je größer Ihr Kontoguthaben ist, desto mehr Luft haben Sie natürlich bei der Margin und desto mehr Trades können Sie offen halten. Wir empfehlen eine Kontogröße von mindestens 500€ um ordentlich arbeiten zu können.
Fazit
Das sind die wichtigsten Änderungen der ESMA. Für manche Trader sicherlich von Vorteil für andere wiederum etwas ärgerlich. Jedoch sind diese Änderungen wirklich kein Weltuntergang und der Handel ist weiterhin problemlos möglich. Zusammengefasst kann man sagen:
Die Hebel sind kleiner geworden und die benötigte Margin größer. Das und die Tatsache dass der Broker Positionen schließen muss wenn die Margin aller Positionen über 50% der Kontogröße steigt, könnte für Trader mit Kleinstkonten wirklich zum Problem werden. Für alle anderen eher weniger. Außerdem stellt sich sowieso die Frage ob Kleinstkonten beim Trading überhaupt sinnvoll sind. Eine sehr positive Änderung wiederum ist sicherlich die Abschaffung der Nachschusspflicht.
Nebenbei wurden auch binäre Optionen verboten was meiner Meinung nach schon lange überfällig war und die Broker müssen eine standardisierte Risikowarnung herausgeben, die den Prozentsatz der Kunden ausweist, die im letzten Quartal Geld verloren haben. Also soundsoviel % unserer Kunden verlieren hier ihr Geld. Das ist sicherlich auch nicht als Nachteil für uns Trader zu werten.
Wenn man sich als erfahrener Trader nun der Bevormundung z.B. bei der Wahl der Hebelgröße entziehen möchte, hat man die Möglichkeit sich beim Broker als professioneller Trader führen zu lassen. Dann gelten viele dieser ESMA Reglungen nicht.