Forex & Währungspaare – Was sind Devisen?

Bild-Forex

Währungspaare sind in der Welt der Trader schon eine ganz spezielle Angelegenheit. Normalerweise haben wir ja immer einen bestimmten Preis für einen Asset. Zum Beispiel eine Facebook-Aktie für 110$ das Stück. Oder Gold für 1200$ pro Kilo. Bei Währungspaaren sieht die Sache jedoch ganz anders aus. Wie das Wort Paar schon verraten lässt, handelt es sich hierbei auch nicht um ein einzelnen Wert, sondern um Zwei. Das ist bei Währungen grundsätzlich so. Man kann nie nur eine einzelne Währung traden, sondern immer nur Währungspaare. Denn man kauft eine Währung A und verkauft gleichzeitig eine Währung B. Man kauft im Forex also grundsätzlich eine bestimmte Währung mit einer anderen Währung. Der Preis den Sie dafür bezahlen, bezieht sich immer auf das entsprechende Währungspaar.

Nehmen wir als Beispiel mal das beliebteste Währungspaar der Welt. Den Euro und den US-Dollar

EURUSD 1,30040

An der Ersten Stelle befindet sich immer die Basiswährung. In unserem Beispiel also der EURO. Die Basiswährung hat immer den Wert 1.

An der zweiten Stelle befindet sich die Kurswährung. In unserem Fall der USD mit einem Wert von 1,30040.

Das bedeutet jetzt nichts anderes als dass wir um einen Euro kaufen zu können, 1,30 USD bezahlen müssen. Mit anderen Worten der Wechselkurs. Die erste Währung (also der Basiswert) wird von uns gekauft und mit der zweiten Währung (der Kurswährung) bezahlt. Wird der USD stärker, so sinkt der Preis des USD den ich für den Kauf von einem Euro bezahlen muss.

Diese Thematik sollte man einmal verstanden haben, um zu wissen, was man im Forexmarkt überhaupt handelt. Wenn Sie allerdings in Ihrem Tradingprogramm sind und traden, findet die ganze Umrechnung selbstverständlich im Hintergrund statt. Sie müssen Sich also um nichts kümmern außer der Entscheidung ob die entsprechende Währung nun an Wert gewinnt oder verliert

Um das Prinzip der Wechselkursveränderung noch besser verstehen zu können, hierzu ein kurzes Beispiel:

Bild-Geld-wechseln

Angenommen Sie besitzen 100.000€

Der aktuelle Wechselkurs USD/EUR ist 1,35

Das heißt Sie erhalten für 1€ 1,35USD

Tauschen Sie also jetzt Ihre 100.000€, bekommen Sie dafür 135.000USD

Nach zwei Monaten wollen Sie Ihre 135.000USD wieder in EURO umtauschen

Der aktuelle Wechselkurs beträgt nun EUR/USD 1,25. Nicht mehr 1,35 wie vor 2 Monaten.

Das heißt Sie bekommen jetzt für 135.000USD 108.000€ zurück.

Wir haben also dadurch dass sich der Wechselkurs zu unseren Gunsten verändert hat, 8000€ Gewinn gemacht.

 

Zinsdifferenzen und Carrytrades

Soweit so einfach. Gehen wir nun einen Schritt weiter und kommen zu den Zinsdifferenzen und der Frage, was bedeutet es eigentlich wenn wir in einem Währungspaar z.B. Dem AUD/JPY long gehen? Was passiert im Hintergrund?

Wenn wir im Währungspaar AUDJPY long gehen, verschulden wir uns im JPY (Kredit) und legen dieses Geld im AUD an (Wir unternehmen ein Investment).

Für den Kredit im JPY fallen Zinsen an. Wie bei jedem Kredit den man aufnimmt. Als Beispiel nehmen wir mal 0,2%. Für das Investment im AUD erhalten wir aber natürlich auch Zinsen. Zum Beispiel 4,3%. Sie zahlen also 0,2% Zinsen weil Sie einen Kredit im JPY aufgenommen haben, erhalten aber 4,3% Zinsen weil Sie das Geld in AUD geparkt haben.

Gehen Sie nach diesem Beispiel allerdings Short, bedeutet das nichts anderes als dass Sie im AUD einen Kredit zu 4,3% Zinsen aufnehmen und Sie im JPY zu 0,2% Anlagezinsen anlegen. Also nicht unbedingt die beste Entscheidung die Sie treffen können.

Das Ausnutzen dieser Zinsdifferenz wird als Carrytrade bezeichnet.

Man nimmt also einen Kredit in einer Währung mit einem niedrigen Zinssatz auf und kauft dann mit diesem Kredit eine höher verzinste Währung. Man leiht sich also billiges Geld bei A um es bei B höher anzulegen.

Vielleicht denken Sie jetzt "wunderbar, wenn das so einfach ist, warum macht das nicht jeder?", sich einfach Geld in einer Währung mit niedrigem Zinssatz leihen und in einer Währung mit hohem Zinssatz parken. Das klingt erst einmal ganz gut, doch so einfach ist es dann doch nicht. Denn obwohl die Zinsrate der Zentralbank eine Rolle spielt, basiert der Rollover maßgeblich auf den Overnight-Zinsraten. Sprich, die Overnight-Zinsraten sind anders als die Zinsraten der Zentralbanken. Und auch wenn Sie jetzt vielleicht denken dass Sie trotz des Unterschiedes immer noch klar im Vorteil sind, gibt es noch ein weiteres Problem. Ändert sich der Wechselkurs im USD/JPY zu unseren Ungunsten, frisst er die Zinsdifferenz auf.

 

Grundsätzlich kann man sagen:

Wenn die höher verzinste Währung bei einem Währungspaar vorne steht (AUD/JPY) und Sie dort eine LONG-Position über Nacht halten, haben Sie einen positiven Rollover (Sie erhalten Geld fürs Halten der Währung über Nacht).

Wenn die höher verzinste Währung bei einem Währungspaar vorne steht (AUD/JPY) und Sie dort eine SHORT-Position über Nacht halten, haben Sie einen negativen Rollover (Sie bezahlen Geld fürs Halten der Währung über Nacht).

Steht also die hochverzinste Währung vorne und Sie halten LONG über Nacht, bekommen Sie Geld. Wenn Sie SHORT über Nacht halten, müssen Sie Geld bezahlen.

Steht die niedrig verzinste Währung vorne ist das Ganze Spiel umgedreht. Sie bezahlen Geld für eine LONG Position über Nacht und erhalten Geld für eine SHORT Position über Nacht.

Wie hoch der Zinssatz der einzelnen Währungen genau ist, kann man in der folgenden Tabelle sehen.

 

Tabelle - Zinssätze der Länder

Diese Tabelle ist auf dem Stand von 2018 und wird nicht aktualisiert! Geordnet sind die Währungen von oben (hohe Zinsen) nach unten (niedrige Zinsen).

Brazilien57.21
Ghana35.50
Angola21.10
Ägypten19.30
Tansania16.47
Ukraine16.08
Kenia13.64
Sri-Lanka11.55
Bahamas11.39
Südafrika10.00
Indien9.45
Neuseeland9.35
Russland9.00
Australien8.65
Mauritius8.50
Thailand7.00
Botswana6.50
Chile6.27
Philippinen5.84
Singapur5.33
Bolivien5,26
Bahrain5.22
Hong-Kong5.00
Malaysia4.86
Kuwait4.75
USA4.75
Griechenland4.64
China4.35
Kroatien3.97
Malta3.84
Lettland3.67
Südkorea3.67
Albanien3.58
Israel3.53
Kanada3.45
Estland3.40
Slowakei3.09
Portugal2.81
Taiwan2.63
Slowenien2.55
Deutschland2.48
Euro-Währungszone2.12
Italien1.97
Frankreich1.82
Österreich1.67
Luxemburg1.66
Belgien1.61
Großbritanien1.50
Spanien1.28
Niederlande1.10
Irland1.00
Japan1.00
Ungarn0.90
Peru0.70
Finnland0.25

Man braucht sich natürlich nicht alle merken. Die wichtigsten Währungen sollte man jedoch kennen und wissen ob diese einen hohen oder niedrigen Zinssatz haben.

  • Niedrig verzinste Währungen: CHF, JPY, USD, GBP
  • Mittelhoch verzinste Währungen: EUR, CAD, GBP
  • Hoch verzinste Währungen: AUD, NZD

Jetzt kann man leicht ableiten welche Währungen sich für einen Overnighttrade eignen und für welche, Gebühren anfallen.

 

Sicherheits- und Risikowährungen

Bild-Waehrungen

Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass die Währungen mit einem niedrigen Zinssatz (CHF, JPY, USD) negativ mit Aktien, Rohstoffen und Indizes korrelieren. Sprich wenn Aktien, Rohstoffe oder Indizes fallen, weil die Menschen unsicher sind, flüchten Sie in sichere Währungen mit einem niedrigen Zinssatz. Man kann diese Währungen mit einem niedrigem Zinssatz deshalb auch als Sicherheitswährungen bezeichnen.

Im Gegensatz dazu kann man alle anderen Währungen mit einem höheren Zinssatz als Risikowährungen bezeichnen, weil diese positiv mit Aktien, Rohstoffen und Indizes korrelieren. Steigen also Finanzwährungen wie der CHF, dann herrscht Angst am Markt und es ist Sicherheit gesucht.

Wenn also: AUD/JPY , EUR/JPY , EUR/USD fallen, fallen gleichzeitig auch der DAX, Dow Jones oder Rohstoffe.

 

Was heißt das alles nun konkret für unser Trading?

Wenn z.B. Der DAX bullisch ist, sollte man über eine LONG-Position im EUR/JPY nachdenken und umgekehrt.

Denn dass der DAX bullisch ist bedeutet nichts anderes, als dass die Leute risikobereit sind. In diesem Fall leihen sie sich Geld in einer niedrig verzinsten Währung (JPY) und investieren das in eine höher verzinste Währung (EUR). Somit steigt also der EUR/JPY Kurs an.

Es besteht also ein gewisses Risikozusammenspiel bzw. Wechselspiel zwischen Währungen und Aktien, Indizes und Rohstoffen. Immer wenn Anleger unsicher sind und Sicherheit suchen, transferieren Sie Geld in Sicherheitswährungen mit einem niedrigen Zinssatz.

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