Bevor wir uns gleich den wichtigsten Candlestick-Formationen und Ihrer Bedeutung widmen, erst einmal ein kurzer Geschichtsexkurs.
Der Candelstick-Chart hat im Japan des 16. Jahrhunderts das Licht der Welt erblickt. Er wurde ursprünglich dazu entwickelt, Preise von Reiskontrakten zu analysieren die an der Börse in Osaka gehandelt wurden. Diese besagt Technik nennt sich Candlestick-Chartanalyse und ist somit älter als die Balken- sowie die Point- & Figure-Charts aus dem Westen.
Der Candlestick-Chart ist heutzutage einer der beliebtesten Charts und bietet einige Vorteile gegenüber dem Linien-Chart. Er kann in jeder Zeiteinheit verwendet werden. Egal ob Wochen-, Tages- oder auch Intraday-Charts. Dabei bildet eine Kerze immer die Zeit eines vorher eingestellten Zeitraumes ab.
- M5-Chart = Jede Kerze steht für 5 Minuten
- H1-Chart = Jede Kerze steht für 1 Stunde
- D1-Chart = Jede Kerze steht für einen Tag
- Und so weiter
Aus einer Candlestick kann man den Eröffnungskurs, das Hoch, das Tief und den Schlusskurs herauslesen. Alles aus einer einzigen Kerze! Was man jedoch nicht sieht, ist das Volumen. Dafür gibt es andere Indikatoren die man herbeiziehen kann. Da Candlestick-Charts die Relation zwischen Eröffnungs-, Hoch-, Tief- und Schlusspreisen anzeigen, können sie nicht mit Wertpapieren verwendet werden, die nur Schlusskurse beinhalten.
Aufbau einer Candle
Schauen wir uns das Gebilde Candlestick jetzt mal etwas genauer an, dann sehen wir einen großen Kerzenkörper in der Mitte und an den Enden kleine, unterschiedlich lange Striche.
Die Kursbewegung oberhalb des Kerzenkörpers wird als oberer Schatten oder Docht bezeichnet. Die Kursbewegung unterhalb des Kerzenkörpers als unterer Schatten oder Lunte. Je weiter die Höchst- beziehungsweise Tiefstkurse vom Kerzenkörper entfernt waren, desto länger oder kürzer sind die Schatten. Der Kerzenkörper wird aus der Bewegung vom Eröffnungs- zum Schlusskurs gebildet.
Liegt der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs, ist die Kerze negativ und wird negativ eingefärbt. Meistens schwarz oder rot.
Liegt der Schlusskurs jedoch über dem Einstiegspunkt, so ist die Kerze positiv und somit positiv eingefärbt. Meistens weiß oder grün.
Wie analysiert man Candlesticks richtig?
Candlesticks werden einzeln oder im Zusammenspiel mit anderen Candlesticks analysiert. Also anhand Ihrer Formen und dem Zusammenspiel verschiedener Formen. Eine japanische Candlestick-Formation besteht aus 1-5 aufeinanderfolgenden Kerzen. Die meisten Candlestick-Formationen deuten den Stillstand eines Trends oder eine Trendumkehr an. Eher seltener gibt es auch solche, die auf eine Fortsetzung eines Trends hindeuten.
Bevor man nach Candlestick-Formationen Ausschau hält, muss man erst mal beurteilen, ob der Markt bullisch oder bärisch ist. Es ist nämlich so, dass in einem Aufwärtstrend keine bullischen Umkehrformation entstehen können. Es kann höchstens sein, dass sich die Formationen vom Aussehen her gleichen.
Genauso wenig können in einem Abwärtstrend bärische Umkehrformationen entstehen. Es ist also sehr wichtig, dass Sie vor dem Anwenden von Candlestick-Formationen die Kursrichtung eindeutig bestimmen. Zum Beispiel mit Trendlinien, Trendkanälen oder Indikatoren.
Das ist sowieso notwendig, da Candlestick-Formationen nur im Zusammenspiel mit anderen Indikatoren, Widerständen oder Linien funktionieren.
Es gibt eine ganze Reihe an Formationen die von Munehisa Homma entwickelt wurden und in vielen Märkten Anwendung finden. Um die 40 Stück um genau zu sein. Davon bestehen einige aus einzelnen Kerzen und wieder andere aus einem sehr komplexen Zusammenspielen von bis zu 5 Kerzen. Gerade im Aktienmarkt können nahezu alle Formationen verwendet werden. Der Forexmarkt stellt jedoch eine Besonderheit dar, da der Handel an fünf Tage in der Woche rund um die Uhr stattfindet. Dadurch spielen im Forexmarkt Formationen die durch ein Gap entstehen, kaum eine Rolle. Nachfolgend werden also nur die die für den Währungshandel interessant sind genannt.
Candlestick-Formationen und ihre Bedeutung
Long Days und Marubozus
Diese Formationen stellen Handelstage da in denen es eine enorme Spanne zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs gab. Sie entstehen in gesunden Aufwärts- oder Abwärtstrends und signalisieren, dass der Trend mit hoher Wahrscheinlichkeit weitergeht. Fast identisch, jedoch ohne Dochte, sind die Marubozus und damit noch aussagekräftiger als Long Days.
Short Days
Short Days stellen genau das Gegenteil dar: Die Handelsspanne war während des Tages gering und damit signalisieren sie, dass der Trend ermüden könnte. Long Days haben eine höheres Gewicht als Short Days.
Doji
Das Doji stellt eine sehr wichtige Formation dar. Der Eröffnungs- und Schlusskurs sind identisch und es gibt keinen Kerzenkörper. Somit fand entweder kaum Handel statt oder die Kräfte zwischen Bullen und Bären waren ausgeglichen. Das Doji ist somit als Signal zur Trendumkehr anzusehen. Im Forexhandel sollte man jedoch immer auf die nächste Kerze als Bestätigung warten.
Bearish und bullish Inside Bar
Als Inside Bar wird eine Formation bezeichnet, in der die aktuelle Kerze nicht den Höchst- und Tiefstkurs der vorangegangenen Kerze durchbrechen kann und somit komplett in der vorherigen Kerze gefangen ist. Gerade im Forexbereich kann diese Formation mehrfach täglich auftauchen. Eine ähnliche Formation ist das Engulfing, mit dem man ebenso eine Trendwende erkennen kann.
Bearish und bullish Engulfing
„Engulf“ bedeutet verschlingen und genau dieses Wort beschreibt das Muster auch am besten.
In einem Aufwärtstrend kommt ein Bearish-Engulfing zum Tragen, wenn die letzte grüne Kerze des Aufwärtstrends von der nachfolgende Kerze nach unten hin verschlungen wird. Eine Trendwende in die negative Richtung ist dann sehr wahrscheinlich. Eine Short-Position würde sich hier also anbieten.
In einem Abwärtstrend kommt das Bullish-Engulfing zum Tragen, wenn die letzte rote Kerze des Abwärtstrends von der nachfolgende Kerze nach oben hin verschlungen wird. Eine Trendwende in die positive Richtung ist dann sehr wahrscheinlich. Man könnte hier eine Long-Position versuchen.
Hammer
Die Hammer-Umkehr-Formation kann nur in einem Abwärtstrend auftreten. Es ist eine Kerze mit kleinem Kerzenkörper und ohne Docht. Die Lunte ist mindestens doppelt so lang wie der Kerzenkörper. Sind Eröffnungs- und Schlusskurslinie identisch, nennt man das Muster "Dragonfly Doji"
Der Hammer entsteht, wenn es während des Handelsverlaufes zu einem deutlichen Ausverkauf kam. Danach erholte sich der Kurs wieder. Da der Hammer ein Bodenumkehrsignal ist, muss ihm ein Abwärtstrend voraus gehen.
Hammer treten meistens an charttechnischen Unterstützungen auf. Je länger der untere Schatten ist, desto aussagekräftiger ist das Signal. Die Farbe des Kerzenkörpers ist beim Hammer nicht so wichtig. Man sollte jedoch noch die zweite Kerze abwarten. Ist diese bullisch, ist die Chance auf einen steigenden Kurs größer.
Hanging Man
Der Hanging Man stellt das Gegenstück zum Hammer dar und tritt nur in einem Aufwärtstrend auf. Die Form des Kerzenkörpers ist identisch mit dem des Hammers und setzt zwingend eine mindestens doppelt so lange Lunte wie der Kerzenkörper voraus. Einem Trader sollte diese Formation als Umkehrsignal dienen.